Bevor ich meinen Erfahrungsbericht über ein unerwartet tolles Gastronomieerlebnis beginne, möchte ich nur den Wissenstand aller Leser auf ein Level bringen, da die Terminologie “Heuriger” sicherlich nicht für jeden bekannt ist, der noch nicht im Grossraum Wien war.
Was ist ein Heuriger?
Ursprünglich gesehen war ein Heuriger eine typisch österreichische Bezeichnung (vorwiegend im Raum Wien, Niederösterreich und Burgenland) für eine Lokalität, in welcher selbstproduzierter Wein ausgeschenkt wurde. Der Name stammt auch daher, da ehemals immer der heurig produzierte Wein zum Verkauf und sofortigen Genuss angeboten wurde. In Zeiten der Schwarz-Weiß-Filme mit schauspielerischen Wiener Größen wie Hans Moser, Helmut Qualtinger und Co. wurde das Essen meist von zu Hause mitgebracht – und nur der Wein in den gemütlich rustikalen Gaststätten konsumiert. Später erst kam auch der Verkauf typisch österreichischer, vorwiegend kalter, Gerichte dazu – vieles ebenfalls aus der eigenen Produktion. Das Speiseangebot reicht bis heute vorwiegend, abgesehen von einem gemischten Salat, quer durch den tierischen Gemüsegarten. Von Schmalzbroten über Schweinsbraten zum Schnitzel. Also nicht unbedingt Gastronomiebetriebe, die in die WellVille-Kategorie fallen würden.
Ich wurde jedoch von etwas anderem überzeugt – und geradezu dazu gezwungen, darüber zu schreiben.
Erlebnis der wunderbar anderen Art
Eine Freundin von mir hatte mir von diesem Heurigen erzählt, der nur kurze Zeit ausgesteckt hat (d.h. er öffnet nur während bestimmter Wochen im Jahr) und sehr schön sei. Sie meinte, ich würde vom Angebot überrascht sein. Ich war gespannt, denn bei der Speiseauswahl in der Menükarte solcher Betriebe komme ich meistens etwas zu kurz.
Die Fahrt von Wien zum Traubengarten Winkler führt über wunderschöne hügelige Landschaften, gehüllt in ein nicht enden wollendes grünes Meer – in allen Farbtönen. Als wir im Lokal ankamen, war ich bereits sehr angenehm überrascht, wie geschmackvoll und gemütlich die Tische im kleinen Garten dekoriert waren. Uns erwartete ein hübsches, schattiges Plätzchen und eine Speise- / Getränkekarte, die mich mehr als überraschte.
Kreativ & Saisonal
Das in drei kulinarische Bereiche eingeteilte Angebot teilen sie in drei Kategorien auf: „Speisen & Getränke von damals“, „heute“ und der „Zukunft“. Unter „früher“ findet man natürlich die ursprünglichen Gerichte. Die nächsten zwei Seiten der Menükarte warten zu meiner Freude mit einer tollen und kreativen Vielfalt an veganen und vegetarischen Speisen auf. Selten habe ich auch eine so variable Auswahl an alkoholfreien und vorwiegend selbstproduzierten Getränken geboten bekommen.
Eigenproduktion
Es wird alles mit herzhafter Leidenschaft produziert und angerichtet. Das größte Ziel der Gastgeber ist es, dass sich jeder willkommen fühlt, und sich nach seinem Geschmack verköstigen kann. Der Traubengarten wird seinem Namen gerecht – hier werden biologische Trauben eigen angebaut. Jedoch nicht vordergründig für die Weinproduktion genutzt. Die kleinen Früchtchen sind für den direkten Essgenuss gedacht. Da die Überlebensdauer der süßen Dinger nach der Ernte recht kurz ist, werden sie zu Traubenmarmeladen, Sirups, Chutneys und vielem mehr verarbeite. Diese werden in die schmackhaften Gerichte integriert sowie im hauseigenen Hofladen verkauft. Aber auch andere regionale Produkte werden in dem Familienbetrieb gezaubert. Der hauseigene Rotweinlikör, den uns der Hausherr am Ende spendierte, erinnerte mich, mitten in den heißen Sommertagen, angenehm an ein Stückchen Weihnachten.
Beruf und Berufung
Beide Besitzer waren so herzlich. Sie haben uns über ihre eigentlichen Berufe als Kriminalbeamter der Spurensicherung und jahrelange Hotellerie Fachfrau berichtet. Es war gemütlich, und ich wäre froh gewesen, eines ihrer drei bezauberten Zimmer gemietet zu haben, um noch länger ihren Geschichten lauschen zu können.
Besonders gespannt bin ich darauf, einmal ihr Picknick im Traubengarten zu erleben, welches das ganze Jahr individuell gebucht werden kann. Spätestens dann gönnen wir uns auch einmal eine Nacht in diesem idyllischen Refugium.
FAZIT
Ein Ausflug zum Traubengarten ist wie ein Kurzurlaub für wenige Stunden, bei dem man die Zeit vergisst und abschalten kann. Man wünscht sich, spontan noch eine Übernachtungsmöglichkeit im ehemaligen Elternhaus der Besitzer zu bekommen. Um noch ein bisschen verweilen zu können. Einfach. Schön.
BEWERTUNG
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Service: [usr 5 size=20]
Qualität: [usr 5 size=20]
Auswahl: [usr 5 size=20]
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INFO
Öffnungszeiten
Di – Sa 18:30 – 23:00 Uhr
Adresse:
Untere Hauptstraße 28
AT-2004 Niederhollabrunn
Tel. +43 (0)664 1006725
E-mail: winkler@traubengarten.at
www.traubengarten.at
Zimmer auch buchbar unter: www.urlaubambauernhof.at/traubengarten
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