Reise durch Südamerika

Nach ein paar Nachrichten mit Henrique, mit dem ich über Couchsurfing (https://www.couchsurfing.com/) in Kontakt kam, setzte ich mich in ein Uber Taxi und machte mich auf den Weg nach Maré – eine Favela im Norden der Innenstadt ganz in der Nähe vom internationalen Flughafen. Henrique empfang mich am Straßenrand und ich bekam sofort ein ganz anderes Rio zu Gesicht. Hier waren die Menschen offensichtlich arm, es war dreckig, laut und doch war von Traurigkeit keine Spur.

Angekommen in der kleinen Wohnung meines Gastgebers stand zuerst einmal auf dem Programm, dass gesungen wurde. Mir wurde eine Trommel in die Hand gedrückt und er zückte seine Gitarre, um mit mir Lieder aus ganz Südamerika zu spielen. Kulturschock vom feinsten! Musik war ein fester Bestandteil seines Lebens – es verging kein Tag, an dem die Gitarre unberührt blieb. Anschließend unterhielten wir uns lange auf Englisch, Spanisch, Portugiesisch und Deutsch und ich erfuhr vieles über ihn. Henrique ist Lehrer an einer Schule in seiner Favela, spricht neben Portugiesisch recht gutes Englisch, Deutsch, Spanisch und auch Russisch. Er war schon in ganz Südamerika und hat sogar Osteuropa und eines seiner Lieblingsländer – Russland – bereits bereist. Er nutzte dabei seine Couchsurfing Kontakte, um günstig in anderen Ländern eine Unterkunft zu haben.

 

Vor unserem ersten Spaziergang durch sein Viertel teilte er mir die zwei Regeln mit, an die ich mich draußen zu halten hatte:

  • Ich dürfe niemals alleine unterwegs sein
  • Keine Fotos (eines Mittags bin ich trotzdem heimlich auf das Dach seines Wohnhauses geklettert und habe das Titelbild dieses Artikels geschossen – sorry, Henrique ;))

Danach konnte es auch schon losgehen und wir machten uns auf den Weg zu seiner Schule, die ich unbedingt sehen wollte. Die Schule erinnerte eher an ein Gefängnis, als eine Bildungseinrichtung, doch das schien dort so zu sein. Wir aßen eine Kleinigkeit in der Cafeteria und er stellte mich einigen seiner Kollegen vor, die sehr interessiert an mir waren und mein damals noch gebrochenes Spanisch aufs Vollste ausreizten.

 

Beim Verlassen der Schule viel mir ein Jugendlicher auf, der mit einem riesigen Sturmgewehr vor der Schule stand. Das Größte, das ich je in meinem Leben gesehen hatte. Ich fragte Henrique sofort, ob es echt wäre und er lachte nur und meinte, dass es natürlich echt sei. Daraufhin fragte ich natürlich warum jemand mit solch einem Sturmgewehr vor der Schule steht. Er erzählte mir, dass hinter der Schule ein Fluss wäre und die Drogenbosse der Favela Angst hätten, dass die Polizei über diesen das Viertel stürmen würden. Daher beschützten sie es mit ihren Männern. Für einen Deutschen, der noch nie in seinem Leben wirklich Waffen gesehen hatte, natürlich der nächste Kulturschock.

 

Im nächsten Teil geht es um meine Begegnungen mit den Menschen in der Favela und Musik in Rio.

Hier könnt ihr den ersten Teil meines Rio-Dreiteilers lesen.

In der nächsten Episode wird es um meinen Aufenthalt bei Henrique in der Favela gehen.