Reise durch Südamerika
Dadurch, dass ich nur mit meinem Gastgeber in der Favela unterwegs war, kümmerten sich recht wenige Bewohner um mich und ich hatte nie ein Gefühl der Unsicherheit. Darüber hinaus grüßte Henrique jeden, der uns entgegenkam – er kannte gefühlt jeden auf der Straße. Natürlich stellte er mich jedes Mal vor und alle wollten wissen wo ich denn herkäme. Nachdem ich ihnen mitteilte, dass ich aus Deutschland sei, hieß es vor sofort: „7:1, 7:1, 7:1!!!“. Für Jeden, der damit nichts anfangen kann, hier ein bisschen Nachhilfe: Deutschland stand während der Fußballweltmeisterschaft 2014, die in Brasilien stattfand, gegen den Gastgeber Brasilien im Halbfinale und besiegte sie mit einem historischen 7:1 Sieg.
Doch sauer war niemand. Mir wurde mitgeteilt, dadurch dass Deutschland im Finale Argentinien besiegt hatte, wäre ein „Krieg“ verhindert worden, der ausgebrochen wäre, wenn Argentinien in ihrem Land Fußballweltmeister geworden wäre. Also nochmal Glück gehabt 😉
Generell waren alle Menschen, die ich traf, sehr Fußballbegeistert und auch ohne dass ich ein Wort Portugiesisch sprach oder sie ein Wort Englisch oder Deutsch, verständigten wir uns prächtig über Fußball und andere Dinge und ich hatte einige tolle Begegnungen während meiner Zeit dort.
Jeder, der ein ungefiltertes und echtes Rio kennenlernen möchte, empfehle ich einen Besuch in einer der Favelas (mit Begleitung natürlich!).
An mehreren der Abende fuhren wir mit dem Bus zurück in die Innenstadt nach Copacabana, um Henriques Lieblingsbar, die Bip Bip Bar zu besuchen. Es ist eine ganz besondere Bar, denn es gibt jeden Abend Livemusik und die Bar wird auf eine ganz besonders liebevolle Weise geführt. Mein Gastgeber kannte natürlich die Betreiber, die aussahen, als wenn sie die Bar schon seit 50 Jahren führen würden und mich jedes Mal mit einem Freigetränk begrüßten. Es schien als wenn einige Musiker einfach anfingen zusammen zu spielen und mit der Zeit einfach einige dazukamen oder sich andere wieder verabschiedeten – so war das Feeling des Abends über ähnlich, doch die Musik an sich wandelte sich zunehmend mit den spielenden Musikern. Die Musik war wunderschön, alle lauschten andächtig und es kam tatsächlich endlich etwas von diesem erwarteten Rio-Flair auf.
Nach nur einer Woche verließ ich Rio mit einem Haufen neuer Erfahrungen, tauschte noch Kontaktdaten mit Henrique aus, da er in naher Zukunft nach Deutschland reisen möchte und setzte mich in den Bus nach Parati, um dem Stadtleben etwas zu entkommen.
Hier könnt ihr den ersten und zweiten Teil meines Rio-Dreiteilers lesen.
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